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27. − 31. Juli 2021 / 20:30 TANZWERKSTATT EUROPA: Moritz Ostruschnjak YESTER:NOW Philharmonie, Gasteig
YESTER:NOW heißt die neueste Produktion von Moritz Ostruschnjak, die im großen Saal der Philharmonie des Gasteig München stattfindet. In diesem größten Konzertsaal der Stadt mit 2400 Plätzen stehen normalerweise Konzerte des BR-Symphonieorchesters und andere Großveranstaltungen auf dem Programm. Der Corona-Ausnahmezustand machte es im Januar 2021 möglich, in dem wegen der Pandemie nicht genutzten Raum, eine einzigartige Performance zu inszenieren, in der sechs Tänzer*innen die gesamte Zuschauer-Arena bespielen, während das Publikum auf der Bühne sitzt.
Es ist überall präsent: Das Virus hat die westlichen Industrienationen aus einer Art sattem,
aber von Alpträumen geplagtem Schlaf gerissen. Das untergründige Gefühl, sich inmitten der „besten aller Welten“ – einem Traum aus 24/7 verfügbarem Konsum und Unterhaltung – in einer synthetischen Blase ohne Exit zu befinden, ohne eine Ahnung davon, wie die Wirklichkeit spürbar, handhabbar, verbesser- und veränderbar werden könnte, hat durch Corona eine unvermutet reale Dimension bekommen.
So scheint es zumindest – und doch spielen wir alle (sofern nicht unmittelbar betroffen) weiter unsere Parts in einer modernen Geistergeschichte und scheinen nicht fähig, aus den Bildern der dystopischen Netflix- und Amazon-Serien auszubrechen, aus jenem Kreislauf, der uns nicht zu Protagonisten der Wirklichkeit, sondern zu Darstellern einer Seifenoper namens „real life“ macht. Eine großangelegte Spektakelveranstaltung, in der jeder seine Meinung hinausposaunen kann, jeder sich für und gegen etwas positionieren kann, wobei die Grenzen zwischen Fantasie und Fiktion, Virtualität und Realität, Politik und Entertainment mehr und mehr verschwinden.
In dieser fake world der Posen treffen sich Nazi und Hippie, Peace-Zeichen und Bluetooth-Symbol, Protest und Staatsgewalt, Religion, Popkultur und Politik, Punk und Musical auf gleicher Ebene im selben Raum für ihre „15 minutes of fame“. Nicht der Inhalt, sondern die Verpackung, nicht die Aussage, sondern die Parole zählt – die Revolte als Livestyle, der Ausnahmezustand als das neue Lebensgefühl. Das Copy & Paste, das Cut & Mix der Wirklichkeit überbietet jegliche Kunst- und Kulturtechnik, die Absurdität dessen, was sich zusammenfindet oder/und behauptet wird, sprengt selbst die Grenzen der logarithmischen Google-Logik.
YESTER:NOW setzt sich mitten in das Tohuwabohu des aktuellen Ausnahmezustands hinein und erzeugt einen Wirbel von heterogenen Bewegungen, Bildern, Parolen und Sounds – eine surreale synkretistische Cloud des Hier und Jetzt. Sechs Tänzer*innen bilden einen Schwarm, ein Cluster gesampelter Bewegungen, aus dem immer wieder einzelne Körper ausbrechen. Schilder mit Slogans aus Protestkultur, Pop, Nonsens, Politik und High Tech verschlagworten die Gegenwart. Der Versuch, die unüberschaubare Komplexität des Weltgeschehens zu bewältigen, gebiert eine Mischung aus Simplifizierungen und Showbiz-Attitüden: Subtil war gestern – it’s showtime, baby!
Choreografie: Moritz Ostruschnjak / Choreografische Mitarbeit: Daniela Bendini / Tanz: Dhélé Agbetou, Guido Badalamenti, Daniel Conant, Quindell Orton, Roberto Provenzano, Magdalena Agata Wójcik / Video & Set design: Moritz Stumm / Lichtdesign: Tanja Rühl / Dramaturgie: Armin Kerber / Kostüm: Daniela Bendini, Moritz Ostruschnjak / Music mixing & editing: Jonas Friedlich / Produktionsleitung: Hannah Melder / Kamera & Post-production: Jubal Battisti
Spielort
Gasteig, Philharmonie
Rosenheimer Str. 5
München
Gasteig
Festival
TANZWERKSTATT EUROPA
Karten
25,-/15,- EUR
VVK: TANZWERKSTATT EUROPA
Vorstellungen im Rahmen von TANZWERKSTATT EUROPA veranstaltet von JOINT ADVENTURES –Walter Heun. Eine Produktion von Moritz Ostruschnjak. Gefördert durch das Kulturreferat der Landeshauptstadt München und durch den BLZT, Bayerischer Landesverband für zeitgenössischen Tanz, aus Mitteln des Bayerischen Staatsministeriums für Wissenschaft und Kunst. In Zusammenarbeit mit der Gasteig München GmbH. Streaming-Premiere realisiert in Kooperation mit dem Theater Freiburg. Realisiert durch eine Residency am TROIS C-L - Centre de Création Chorégraphique Luxembourgeois und POLE - SUD / CDCN - Strasbourg im Rahmen des Netzwerks Grand Luxe. Moritz Ostruschnjak ist Mitglied des Tanztendenz München e. V.
Tanztendenz München e.V. wird gefördert durch das Kulturreferat der LH München
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