Seit die Schwedin Jessica Iwanson Anfang der 70er Jahre nach München kam, prägt sie durch ihre choreografische und pädagogische Arbeit die zeitgenössische Tanzszene weit über die Grenzen Münchens hinaus. Die Stadt München würdigte "ihre Verdienste um den zeitgenössischen Tanz" mit der Ehrenmedaille "München leuchtet". Am 5. Juli wurde ihr der mit 10.000 Euro dotierte Tanzpreis 2010 der Stadt München verliehen. 2013 erhält sie den Schwedischen Tanzpreis.
Vita
Sie wuchs auf in Stockholm und Kopenhagen und verbrachte ihre Ausbildungsjahre in New York und schließlich Paris. Als Schülerin tanzte sie bei Legenden wie Martha Graham, Alvin Ailey, Birgit Cullberg oder Katherine Dunham. Der Zufall führte sie Anfang der 70er Jahre nach München, wo moderner Tanz noch gänzlich unbekannt war.
Choreografisch blickt Jessica Iwanson heute auf über 100 Werke zurück. Ihre Ausbildungsschule ist eine der herausragenden Institutionen in Europa geworden. Stilistisch hat sie sich zum Leidwesen der Tanzkritik nie in Schubladen pressen lassen, ja, oft sogar eine dem Zeitgeist geradezu diametrale Ästhetik gewählt. Schon Ende der 70er hat sie mit Videos und Monitoren auf der Bühne gearbeitet, 1990 dann zu den Festspielen in Bergen eine ganz traditionalistisch gehaltene Nora inszeniert. Sie choreografierte Musicals wie "Chicago" oder "Sweet Charity", und ließ sich dann von Munchs Schrei zu einer düsteren und dramatischen Choreografie für das schwedische Reichstheater inspirieren.
In der letzten Dekade erkennt man in ihren Arbeiten eine starke Hinwendung zu Naturphänomenen, in denen sie paradigmatisch die Zustände der menschlichen Seele sieht: "Nordpol", "Skagen", "Zugvögel". In den letzten Jahren thematisierte sie Fragen von Zeit und Raum: "Connecting Flight", "Andere Orte", "Time Out", und zuletzt 2002 "Zeitfenster". Jessica Iwanson produziert und choreografiert seit Anfang der 70er Jahre in München. Seit der Gründung ihrer eigenen Truppe Iwanson und Cie 1976 erhält sie Fördermittel der Landeshauptstadt München. Sie ist Gründungsmitglied der Tanztendenz München. 2000 wurde sie durch die Stadt München mit der Medaille "München leuchtet" in Silber geehrt, 2010 erhält sie den Tanzpreis der Stadt München.
2006 brachte sie unter dem Titel "und dann?" im tanzspeicherWürzburg einen Soloabend gefüllt mit autobiographischen Reminiszenzen heraus. Dazu die Kritik: "Das ist getanztes Theater auf höchstem Niveau."
2007 gründete sie gemeinsam mit Ihrem Arbeits- und Lebenspartner Stefan Sixt Deutschlands erste Stiftung für zeitgenössischen Tanz: Die "Iwanson-Sixt-Stiftung" fördert durch die Bereitstellung von Proberaum und die Vergabe von Stipendien, Schulgeld- und Reisekostenzuschüssen begabte junge Tänzer und Choreografen. Jährlich wird der 'Isadora-Preis' an Tänzer, Choreografen und Pädagogen für ihre Verdienste um den zeitgenössischen Tanz verliehen.
SCHWEDISCHER TANZPREIS FÜR JESSICA IWANSON
1967 tanzte die damals 19-jährige Jessica Iwanson eine Saison im schwedischen
'Cramér-Baletten'. Später kam Iwanson als Gastchoreografin ans
Cramér-Baletten zurück und schuf mehrere Werke für die Compagnie.
Schon lange vor seinem Tod hatte Ivo Cramér eine Stiftung ins Leben gerufen,
die seit 2011 herausragende Persönlichkeiten mit einer goldenen Medaille
auszeichnet. Bisherige Preisträger waren die schwedische Prinzessin
Christina, die norwegische Regisseurin Edith Roger, der Choreograf Mats
Ek und nun, 2013 geht die "Goldmedaille" an Jessica Iwanson.
Der Festakt fand am 20. Mai in der Stockholmer Oper statt.
Tanztendenz München e.V. wird gefördert durch das Kulturreferat der LH München
Choreografien
Dances in the Sand im Rahmen des 25. Geburtstags der Tanztendenz, "She's retro", 10. - 12. Oktober, i-camp [ mehr ]
The rope, Kurzchoreografie für 15 Kinder und Johannes Härtl,
aufgeführt anlässlich der Verleihung der Isadora-Preise 2009, Gasteig München
Kapitel 2 und Kapitel 3, choreografische Kurzgeschichten u.a.
im Rahmen von "Junger Tanz",
Gasteig 2009
Kapitel 1, choreografische Kurzgeschichte u.a. im Rahmen von DANCE
2008, Staatstheater am Gärtnerplatz (Aidsgala 2008), Lange Nacht der
Musik 2008, Tanzspeicher Würzburg 2008
Andere Vögel, für das Postgraduate-Projekt SMDP, Premiere im i-camp, 2007
Die Stärkere, choreografisches Kammertheater frei nach Strindberg, Münchner Künstlerhaus, 2006
...und dann? Soloabend, tanzspeicher Würzburg, 2005
Zeitfenster, Neuproduktion mit der Company in München, 2002
Zeitfenster, ein choreografisches Panoptikum, 4 Tänzer, 2001
Triss för 4 dansare, Gastchoreografie: Älvsborgstheater/Schweden, 2001
Clock Work, Adaption für das Stadttheater in Malmö, Schweden, 2001
Feuer & Wasser Kurzchoreografie für eine Hannover-Produktion
von Harald Weiss, 2001
Time Out, Adaption für das Stadttheater in Malmö, 2000
Andere Orte, Neuproduktion mit der Company in München, 1999
Skär, Neuproduktion für Norddans (schwedisches Stadttheater), 1998
Connecting Flight, Gastchoreografie für die Malashock Dance Company am Old Globe Theatre, San Diego, 1998
Nighthawks Fernseh-Inszenierung für das schwedische Fernsehen TV-1, 1998
Schnee, Neuproduktion mit der Münchner Company, 1998
Mörkvitt, Neuproduktion für Norrdans (schwed. Stadttheater),
Gastspiel der Iwanson Dance Company in Harare, 1996
Öknen, Neuproduktion, 1996
Zugvögel, auf Tournee nach Danzig, St. Petersburg, Riga, Helsinki, Aarhus, Kopenhagen, Göteborg, 1996
Zugvögel, Neuproduktion mit der eigenen Company in München (tz-Rose), 1996
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